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Als Thomas Mann seinen Roman 『Doktor Faustus』 schrieb, ging Deutschland gerade seiner Niederlage im zweiten Weltkrieg entgegen (『Doktor Faustus』 entstand zwischen dem 23. Mai 1943 und dem 29. Januar 1947). Obwohl der Roman sich mit dem Niedergang Deutschlands zur Zeit des Zweiten Weltkriegs beschäftigt, spielt vor allem die Musik eine zentrale Rolle. Der Roman von einem deutschen Musiker, bewusst einen Musiker. Warum ist es ausgerechnet die Musik, die den Schlüssel bereitstellt, um die Frage nach der deutschen Identität zu beantworten? Thomas Mann hat 1945 in seinem Vortrag “Deutschland und die Deutschen” auf den Mythos hingewiesen und die besondere Verbindung dieses Mythos zur Musik dargestellt: “Soll Faust der Repräsentant der deutschen Seele sein, so müßte er musikalisch sein; abstrakt und mystisch, das heißt musikalisch, ist das Verhältnis des Deutschen zur Welt”(Mann 1977, 285). In diesem Roman schießt alles zusammen, was deutsche Identität in den Augen des Bürgertums ausmacht: eine starke mythische Figur wie Faust und die mächtige Rolle der Kultur, besonders der deutschen Musik. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, in welcher Weise der Faust-Mythos und die deutsche Musik aufeinander bezogen sind. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn ist ein Sinnbild für das Leben der Deutschen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Hier geht es um das deutsche Bürgertum, die Rolle der Kultur in der Auseinandersetzung mit der Politik und vor allem um die Musik, der die Deutschen hoffnungslos verfallen, so dass sie dem Nationalsozialismus nichts entgegenzusetzen haben. Parallel zur Lebensgeschichte des Tonsetzers Adrian Leverkühn schildert Thomas Mann die Krise der Musik am Ende des bürgerlichen Zeitalters. Außerdem berichtet er von dem Ereignissen des zweiten Weltkriegs und die deutsche Geschichte mit dem Nationalsozialismus. In diesem Roman wird die Lebensgeschichte des Tonsetzers Adrian Leverkühn von der Krise der Musik und der deutschen Geschichte kontrapunktiert. Hier ist die musikalische Metapher Kontrapunkt bzw. dreistimmige Fuge gerechtfertigt, weil die Lebensgeschichte des Tonsetzers Adrian Leverkühn, die Krise der Musik und die deutschen Geschichte in Bezug auf den Nationalsozialismus sinnstiftend aufeinander bezogen sind. Man könnte von einem linearen Kontrapunkt sprechen und zwar in dem Sinn, in dem sie Ernst Kurth im Bezug auf die Fuge von Johann Sebastian Bach gebraucht, dass in dem Ablauf der Melodielinie ein Kontrapunkt und der tragende Grundzug erkennbar sind, und indem zwei oder mehrere melodisch ausgebildete Stimmen gleichzeitig mit einander verbunden und forgeführt werden.