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Ausgehend von der Dominanz der Ich-Erzählsituation in der Popliteratur geht es in der vorliegenden Arbeit darum, das libidinöse Interesse der Pop-Schriftsteller für Ichidentität aufgrund der ausführlichen Analyse von Faserland zu ergründen. In Krachts Roman reist ein junger Mann, der zugleich der namenlose Ich-Erzähler ist, von Nord nach Süd durch Deutschland und weiter in die Schweiz. Von Sylt aus erreicht er nach Aufenthalten in Hamburg, Frankfurt, Heidelberg, München und Meersburg schließlich Zürich. An jedem dieser Orte erlebt er dekadente Feiern in Form von Alkohol-, Drogen- und sexuellen Exzessen, wobei er die Ereignisse mit einem unbeteiligten Blick betrachtet und berichtet. Seine Reise endet am Züricher See, ohne dass er preisgibt, was er sucht und zu finden hofft. Mit allen Attributen des popmodernen Dandys, so zum Beispiel der Kult der Kälte, unverschämte Teilnahmslosigkeit, Wunsch nach Distinktion, überspitzte Selbststilisierung etc. ausgestattet, zeigt sich der namenlose Ich-Erzähler im Faserland durch die narzisstische Besetzung des Ichlibidos auf sich selbst. Mit Hilfe der Theorie der Maskerade auf der einen Seite und der Theorie der Abjection von Kristeva auf der anderen wird in der vorliegenden Arbeit argumentiert, dass die Ichidentität dem popmodernen Dandy nicht als Voraussetzung seines Handelns vorgegeben ist, sondern ihm als das in Szene zu setzende Projekt aufgegeben wird. Der Glaube an einer stabilen Identität ist dem popmodernen Dandy abhanden gekommen. Die Identität wird performativ. Die Reise des Erzählers in Faserland wird somit - in ironischer Anspielung auf den Bildungsroman - auf die Herstellung von Identität gerichtet, wobei er diese Mission nicht erfüllt und stattdessen mitten im Züricher See verschwindet. Dem Körper des Erzählers fällt dabei die Funktion und die Bedeutung zu, die performative Konstruktion der Ichidentität zu vollziehen. Das namenlose Ich verkörpert sich in dem sich nicht richtig funktionierenden und besonders sich erbrechenden Körper. Eine Maskerade nämlich, die im Verschwinden des Ichs seinen vollen Vollzug erfährt.