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Walter Benjamin(1892~1940) hat in seiner autobiographischen Praxis v.a. durch BerlinerKindheit um neunzehnhundert(1932ff.) uns eine Auffassung vom Subjekt vorgeschlagen, diees im Gefolge von Proust und von Freud nicht auf die Behauptung des Selbstbewußtseinsbeschränkt, sondern es den unwillkürlichen(Proust), und den unbewusstenDimensionen(Freud) des psychischen Lebens öffnet, insbesondere des Lebens des Erinnernsund des Vergessens. Dies ist zugleich eine Erweiterung der sozialen Dimension des Subjekts. Die Erweiterung des Begriffs des Subjekts scheint mir sehr bedeutungsvollfür das heutige Nachdenken über unsere geschichtliche Praxis: Der Verlust derFähigkeit, etwas Gemeinsames bzw. Erfahrungen auszutauschen, kann auch einZeichen der gottverlassenen Welt sein. Die Unmöglichkeit des Erzählens aufgrundder allgemeinen Erfahrungsarmut in der Gesellschaft liegt der Ratlosigkeit deridentitätsbildenden Kraft und damit dem "Verfall" der Wahrheit zugrunde: “Sie stand aufdem weiten Platz wie das rote Datum auf dem Abreißkalender. Mit dem letzten Sedantaghätte man sie abreißen sollen.” So beginnt der Essay Walter Benjamins 「Die Siegessäule」,der zuerst in der 'Frankfurter Zeitung" vom 2. Februar 1933 mit den vier anderen Essays「Tiergarten」, 「Kaiserpanorama」, 「Das Telephon」 und 「Schmetterlingsjagd」 veröffentlichtwurde. Hier ist eine Verlagerung von der Zeiterfahrung eines Kindes auf das symbolischeMonument zu sehen: Eine Angleichung des existierenden Dinges mit derzeitlichen Begrenzung. Durch das Assoziieren mit dem roten Datum auf demAbreißkalender wird ein Gedenktag nicht nur zum sichtbaren Bild des Zeitlaufes,sondern auch zum Ende von dessen Gültigkeit, zur Aufhebung der “seligen Willkür”. Die Siegessäule ist kein Denkmal mehr für ein Symbol des zeitlosenSieges, sondern eher für die Besiegelung einer Geschichte. Der Ewigkeitswert,den dieses Monument proklamieren soll, wird mit der Zeit relativiert: “NachSedan blieben nur Paraden übrig.” Ein Gedenkobjekt für den ‘glorreichen’Sedankrieg wird nur mit den Paraden und deren Zuschauern assoziiert und dasrote Datum auf dem Kalender, das eigentlich ein Datum für die Erinnerungsymbolisieren soll, bleibt wie übrige Sonntage. Man weiß genau, “woher derSchmuck der Siegessäule stammt”, aber alle Dinge erscheinen den Augen desKindes, das die kriegerische Zerstörung mit seiner Erinnerung an die Bilder vonDantes “Hölle” in Zusammenhang bringt, als ein Bild des zerstörerischen Scheinesder Kriegsgeschichte, das man wie ein Blatt des Kalenders zerreißen muß. Die Erinnerung ist “in sehr weitem Maße eine Rekonstruktion der Vergangenheitmit Hilfe von der Gegenwart entliehenen Gegebenheiten und wird im übrigen durchandere, zu früheren Zeiten unternommene Rekonstruktionen vorbereitet, aus denen dasBild von ehemals schon recht verändert hervorgegangen ist."(Halbwachs) Ein Nachdenken,das Benjamins Ausführung über den Zusammenbruch der harmonischen Einheit desSymbols und über den Zerfall sowohl des Subjekts als auch des Objekts des Erkennensim allegorischen Prozess auf dem Weg über die Ästhetik in Angriff genommen hatte unddas die spätere Feststellung vom Ende der klassischen Erzählung wieder aufgreifensollte: “Ich aber bin entstellt vor Ähnlichkeit mit allem, was hier um mich ist.”