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Die neuere Debatte über multikulturelle Gesellschaft bzw. Interkulturalität regt dazu an, in interkultureller Kommunikation kulturelle Differenzen statt Universalien zu betonen. Verstehen und Verarbeiten von Verschiedenheiten entgegen globaler Vereinheitlichung werden zu Leitkategorien einer kritischen Praxis interkultureller Kommunikation. Damit steht jetzt nicht die Verdrängung, sondern die Aufrechterhaltung von Fremdheit und Differenz als einer neuen Schlüsselkategorie des Verstehens im Vordergrund. Ein interkulturelles Verstehen fremder Kultur kann auch ein Missverstehen sein, wobei dieses Missverstehen selbst eventuell als eine fruchtbare Form der Rezeption der Fremdkultur gefasst werden kann. In gewissem Sinne ist jedes Verstehen ein Destrukturieren und Rekontextualisieren eines Erwartungshorizonts. Die Begegnung mit einer Fremdkultur ist eine Konfrontation zweier heterogener Subjektivitäten, die jeweils durch ihren eigenen kulturbedingten Wertsysteme determiniert sind. Durch solche Begegnung wird jede Möglichkeit einer sinnvollen Kommunikation zwischen den Kulturen und einer wahren Erfahrung der Andersheit ermöglicht. Besonders in diesem Zusammenhang spielt die Interkulturalität bei der interkulturellen Interpretation literarischer Werke eine wichtige Rolle. Im allgemeinen Sinne bedeutet Interkulturalität wechselseitigen Kulturaustausch. Die Ansätze der Interkulturalität betonen, dass Fremdverstehen ein komplexer Prozess der Vermittlung kultureller Bedeutungen ist und dass literarische Texte eine mögliche Darstellungsform sind, mit der sich Kulturen über sich selbst verständigen. Das traditionelle Modell der Horizontverschiebung kann bei einer solchen interkulturellen Hermeneutik nur dann aufrechterhalten werden, wenn man den dritten Verstehenshorizont, der nicht der eigene und auch nicht der fremde ist, als Medium für Interkulturalität neu versteht und ausbaut. In einem solchen Prozess geht es um die Aufrechterhaltung und Ausgestaltung des interkulturellen Verstehenshorizonts, eines Horizonts kultureller Symbolisierung und Differenz, der einen Austausch des kulturellen Wissens ermöglicht. Ein derartiger Kulturaustausch findet zwar immer reger statt, aber der Preis, den man für das Verstehen zwischen Menschen verschiedener Kulturen bezahlen muss, ist der Verzicht auf das eigene Ich und die Ersetzung der eigenen Identität durch eine fremde. Denn jede Beziehung zwischen den Kulturen ist eine Ausübung von Herrschaft und Macht. Die Frage ist deshalb, was die Idee der Interkulturalität dieser Relationalität der Kulturen hinzuzufügen hat. Das sind Rahmenbedingungen für einen fruchtbaren Kulturaustausch. Man könnte sagen, ein Kulturaustausch sei interkulturell angelegt, wenn er die folgenden Bedingungen erfüllt: Erstens darf keine Kultur verabsolutiert werden. Dadurch sollen Hegemonialverhältnisse im Kulturaustausch vermieden werden. Zweitens darf keine Kultur vom Kulturaustausch ausgenommen werden. Auf diese Weise soll jede Kulturisolation vermieden werden. Drittens darf keine Kultur in ihrem Wesensgehalt beschnitten werden. Interkulturalität soll Kulturen in Beziehung zueinander setzen, aber nicht einer Verdrängung ausliefern. Schließlich darf jede Kultur kritisiert werden. Erst dann wäre Interkulturalität die interkulturelle Überprüfung der intrakulturell fraglos gewordenen kontingenten Kulturbestandteile im Lichte des Außenkriteriums anderer Kulturen. So wird das Selbstverständliche hinterfragt, das Eigene verfremdet, das Fremde angeeignet und das Ganze auf kritischer Distanz gehalten. Gerade unter diesem Aspekt erweist sich Interkulturalität als weit mehr als das Konglomerat der multikulturellen Gesellschaft.


Die neuere Debatte über multikulturelle Gesellschaft bzw. Interkulturalität regt dazu an, in interkultureller Kommunikation kulturelle Differenzen statt Universalien zu betonen. Verstehen und Verarbeiten von Verschiedenheiten entgegen globaler Vereinheitlichung werden zu Leitkategorien einer kritischen Praxis interkultureller Kommunikation. Damit steht jetzt nicht die Verdrängung, sondern die Aufrechterhaltung von Fremdheit und Differenz als einer neuen Schlüsselkategorie des Verstehens im Vordergrund. Ein interkulturelles Verstehen fremder Kultur kann auch ein Missverstehen sein, wobei dieses Missverstehen selbst eventuell als eine fruchtbare Form der Rezeption der Fremdkultur gefasst werden kann. In gewissem Sinne ist jedes Verstehen ein Destrukturieren und Rekontextualisieren eines Erwartungshorizonts. Die Begegnung mit einer Fremdkultur ist eine Konfrontation zweier heterogener Subjektivitäten, die jeweils durch ihren eigenen kulturbedingten Wertsysteme determiniert sind. Durch solche Begegnung wird jede Möglichkeit einer sinnvollen Kommunikation zwischen den Kulturen und einer wahren Erfahrung der Andersheit ermöglicht. Besonders in diesem Zusammenhang spielt die Interkulturalität bei der interkulturellen Interpretation literarischer Werke eine wichtige Rolle. Im allgemeinen Sinne bedeutet Interkulturalität wechselseitigen Kulturaustausch. Die Ansätze der Interkulturalität betonen, dass Fremdverstehen ein komplexer Prozess der Vermittlung kultureller Bedeutungen ist und dass literarische Texte eine mögliche Darstellungsform sind, mit der sich Kulturen über sich selbst verständigen. Das traditionelle Modell der Horizontverschiebung kann bei einer solchen interkulturellen Hermeneutik nur dann aufrechterhalten werden, wenn man den dritten Verstehenshorizont, der nicht der eigene und auch nicht der fremde ist, als Medium für Interkulturalität neu versteht und ausbaut. In einem solchen Prozess geht es um die Aufrechterhaltung und Ausgestaltung des interkulturellen Verstehenshorizonts, eines Horizonts kultureller Symbolisierung und Differenz, der einen Austausch des kulturellen Wissens ermöglicht. Ein derartiger Kulturaustausch findet zwar immer reger statt, aber der Preis, den man für das Verstehen zwischen Menschen verschiedener Kulturen bezahlen muss, ist der Verzicht auf das eigene Ich und die Ersetzung der eigenen Identität durch eine fremde. Denn jede Beziehung zwischen den Kulturen ist eine Ausübung von Herrschaft und Macht. Die Frage ist deshalb, was die Idee der Interkulturalität dieser Relationalität der Kulturen hinzuzufügen hat. Das sind Rahmenbedingungen für einen fruchtbaren Kulturaustausch. Man könnte sagen, ein Kulturaustausch sei interkulturell angelegt, wenn er die folgenden Bedingungen erfüllt: Erstens darf keine Kultur verabsolutiert werden. Dadurch sollen Hegemonialverhältnisse im Kulturaustausch vermieden werden. Zweitens darf keine Kultur vom Kulturaustausch ausgenommen werden. Auf diese Weise soll jede Kulturisolation vermieden werden. Drittens darf keine Kultur in ihrem Wesensgehalt beschnitten werden. Interkulturalität soll Kulturen in Beziehung zueinander setzen, aber nicht einer Verdrängung ausliefern. Schließlich darf jede Kultur kritisiert werden. Erst dann wäre Interkulturalität die interkulturelle Überprüfung der intrakulturell fraglos gewordenen kontingenten Kulturbestandteile im Lichte des Außenkriteriums anderer Kulturen. So wird das Selbstverständliche hinterfragt, das Eigene verfremdet, das Fremde angeeignet und das Ganze auf kritischer Distanz gehalten. Gerade unter diesem Aspekt erweist sich Interkulturalität als weit mehr als das Konglomerat der multikulturellen Gesellschaft.