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Goethes Divan ist eines der Goethe Werke, die von der literaturwissenschaftlichen Forschung weniger berücksichtigt wurden. Hierfür gibt es einige Gründe. Goethes Divan gehört zu seinem Spätwerk, für das strukturell ein dichtes Geflecht von sich wiederholenden, auf einander verweisenden, und daher immer wieder variierten Grundmotiven und Themen charakteristisch ist. Zudem trifft der Leser beim Lesen auf viele unvertraute östliche-islamische Motive. Noch eine wichtige Voraussetzung für das Lesen dieses Werk ist das Verständnis Goethes alter Natur, Kunst, und Religion-Anschauung. Im Spätwerk von Goethe wird das Symbol zu einem wichtigen Dastellungsmittel, weil sich gar manches unser Erfahrungen nicht rund aussprechen und direkt mitteilen lässt, wählt Goethe ein Mittel, durch einander gegenüber gestellte und sich gleichsam in einander abspiegelnde Gebilde den geheimeren Sinn Aufmerksamen zu offenbaren. Im Divan stehen so viele Naturphänomene, die eine wichtige symbolische Bedeutungen haben, und zugleich steht die Symbolik der Naturphänomene in einem engen Zusammenhang mit unserer Lebens- und Existenzsituation. In sehr vielen Gedichten, besonders im Buch der Liebe und Buch Suleika ist Liebe eines der wichtigen Themen, deren doppelte Bedeutung wir anhand von Liebessymbolik erkennen können. Die Liebe verdeutlicht die Ambiguität. Beispiele hierfür sind die Trennung und die Vereinigung, der Schmerz und das Glück, die Ewigkeit und der Augenblick, das Eine und das Doppelte. Diese Dualismen erscheinen uns als polare Gegensätze, aber den tiefen Sinn des Doppelcharakters der Liebe können wir wahr erkennen, wenn wir diesen Doppelcharkter nicht als Weder-noch, sondern Sowohl-als auch zu begreifen versuchen. Noch wichtig ist, dass wir den scheinbar polar gegenüberstehenden Doppelsinn nur in der paradoxerweise gegenseitig verweisenden Beziehung beobachten müssen. In selige Sehnsucht ist es ein zentrales Thema, dass der Flammentod ein neues Leben ermöglicht. Tod gewinnt erst seinen tieferen Sinn, wenn Tod für ein neues Leben notwendig ist. In diesem Fall ist der Flammentod kein polarer Gegensatz zum Leben, sondern eine notwendige Voraussetzung für ein neues Leben. Viele der doppelten Ausprägungen der Liebe können wir erst so richtig verstehen. Noch eine wichtige Voraussetzung für das Verständis der Divan-Gedichte ist der Genuss der schönen poetischen Wirkung, die aus der Form des Gedichts entsteht. Im Gedicht in tausend Formen erfahren wir einen Blickwechsel, der sich nach oben, zur Seite und nach unten richtet, was durch die kontrasthafte Gegenüberstellung der Bilden verursacht wird. Ebenso wichtig ist die musikalische Wirkung, die wir in der fünften Strophe wahrnehmen können. Der sich in oben vier Strophen wiederholende Satz, “erkenn' ich dich” verwandelt sich in “begrüß’ ich dich”,“atm’ ich dich”. Diese Veränderung folgt nach dem “Dann”, das als musikalische Pause zu bezeichnen ist. Dann ist das Wiedereinsetzen des allerersten ruhigen Rhythmus, der als musikalische Stille gelten kann. Die musikalische Pause ergreift uns durch die Macht, mit der unser Geist zu sich selbst zurückfinden kann. Damit gewinnt das Wort “begrüßen” einen tieferen Sinn als Dankesausdruck, das Wort “atmen” als liebende Hingebung. Wenn wir auf diese Weise das Gedicht im Divan lesen, dann wird in unserem Herzen eine staunende Bewunderung hervorgerufen. Die staunende Bewunderung mündet in einem Sich-Hingeben in Gottes Willen als ewige Gesetzlichkeit, und endlich gewinnen wir die wahre Freiheit.