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Die Studie reflektiert anlässlich der Praktizierung des europäischen Kulturförderungsprogramms “Kulturhauptstadt” im Ruhrgebiet unter dem Slogan ‘Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel’ über die Möglichkeit einer kulturpolitischen Raumproduktion. Ihren theoretischen Rahmen bilden die folgenden raumtheoretischen Diskurse:Karl Marx hat in seinem Grundriss der politischen Ökonomie die These aufgestellt, dass der Raum der kapitalistischen Gesellschaft immer weiter im Lauf der Zeit vernichtet und durch die Zeit ersetzt werde, weil das Kapital seiner Natur nach jede räumliche Schranke überschreite. Die These der besorglich klingenden Deterritorialsierung wird heutzutage von vielen repräsentativen marxistischen Soziologen mitgetragen, beispielsweise sowohl von Manuel Castells mit der These der unüberbrückbaren Entzweiung des “Raums des Ortes” und des "Raums des Flusses“, als auch von David Harvey mit der These der “Raum-Zeit Kompression”. Aus Sicht der marxistischen Soziologen ist dem traditionellen Raum ein unheilbarer Schaden zugefügt worden, der ihn immer abstrakter und fremder macht. So ist ihnen zufolge eine neue Rekonstitution des gegenwärtigen Raums erforderlich, d.h. eine Reterritorialisierung. Gilles Deleuze und Felix Guattari beschreiben in ihrem Antioidipus den dominierenden Raum der Moderne, anders als die konservativen Marxisten, als einen phallisch geregelten Raum. Sie kritisieren die Prädominanz des monotonen Raums der Moderne als eine staatlich Geregelte. Sie vergleichen ihn mit einer unbewussten Neurose und wollen ihn durch den Gegenpol der gleichartig unbewussten Perversion, d.h. eine Schizophrenie flexibel und unstabil machen, d.h. deterritorialsieren. Der Ansatz des so positiv interpretierten Begriffs “Deterritorialsierung” ist in seiner Konzeption von Henri Lefebvre übernommen, der den modernen “abstrakten Raum” für ein Ergebnis unbewusster “räumlicher Praxis” hält und somit den “geometrisch-visuell-phallisch” Codierten kritisiert. Aus seiner Sicht ist der uns umgebende Lebensraum immer ein Kampfplatz zwischen dem Signifikant und dem Signifikat, dem Staat und dem Bürger als kollektivem Subjekt, dessen Resultat seinerseits wieder auf unser Denken und Handeln einen großen Einfluss ausüben kann. Auch Edward Soja, der derartig kritische Grundgedanken führt,sucht vermittelnd nach einer Adaptionsmöglichkeit der marxistischen Raumidee in den facettenreichen Umständen der Postmodernen. Die aufgrund der Raumtheorien durchgeführte Analyse der künstlerischen Veranstaltungen der “Ruhr 2010” zeigt, dass die Kulturpolitik im Ruhrgebiet eine wünschenswerte kulturelle Territorialsierung bewirkt hat, indem sich die Politik,die Wirtschaft, die Künstler und nicht zuletzt die Bürger als das kreative kollektive Subjekt nicht mehr antagonistisch gegenüber standen, wie in den kritischen Theorien von G. Deleuze, F. Guattari und H. Lefebvre, sondern zusammen miteinanderhelfend kooperiert hat. Die so hergestellte kompatible Struktur kann sowohl humangeografisch als auch erkenntnistheoretisch als ‘gesplitterte Konzentrierung’ bezeichnet werden, in der die regionalen Städte mit den lokal kolorierten künstlerischen Programmen sich selbst und mit den gemeinsam von allen Städten durchgeführten sprachlichen und künstlerischen Repräsentationspragrammen wie “A40 Die Schönheit der großen Straße” einer interlokalen Raumkonstitution des Ruhrgebiets bewusst geworden sind.