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Ziel meiner Studie ist, Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre und Wahlverwandtschaften aus poststukturalistischer Sicht zu erschliessen. Mit der Entscheidung für diesen methodischen Weg greife ich auf den differenztheoretischen Zugang zurück, wie ihn J. Derrida und Foucault entwickelt haben. In meiner Arbeit soll zunächst demonstriert werden, dass die Namensgebung in den Wahlverwandtschaften sich als eine Form der Machtausübung erweist. Ein Name garantiert zwar einerseits Identität, doch seine Wiederholbarkeit setzt die Person andererseits auch der potentiellen Inflation und dem Widerruf ihrer Identität aus. Die Wiederholbarkeit ist gleichzeitig die Bedingung der Möglichkeit und der Unmöglichkeit der Identität. Es gibt keine Identität ohne Wiederholung, aber in dem Moment, wo es eine Wiederholung gibt, ist eine reine Identität unmöglich. An dieser Struktur lässt sich die Existenz einer Supplementlogik wahrnehmen, die dann klar hervortritt, wenn man sich - nach Derridascher These gegen die onto-teleologische Reinheit wehren will, die ein absolutes Signifikat verheißt. Schon die Tatsache, dass der Eigenname dem anderen (Hauptmann und seinem Sohn) beliebig übertragbar oder austauschbar kann, betont die Wiederholbarkeit und somit die Unreinheit des Eigennamens. Aus dieser Vermischung der Funktion von Identifikation/Aneigung einerseits und Repression/Enteignung andererseits erwächst eine unstimmige Einstellung zur Namensgebung. Dieser Doppelkode des Namens, der zwischen einer Nichtidentität als Signifikant und einer Identität als seinem Signifikat ständig wechselt, wird in den Wahlverwandtschaften in den Vordergrund gerückt. Wenngleich Eduard selbst in seiner Schulzeit wegen mancher Irrungen“mit dem gleichnamigen Hauptmann seinen Namen getauscht hat, gibt er seinem Kind aus dem Grund einen Namen, weil er sich selbst im Namen des Anderen widergespiegelt sehen will und so versucht, den Anderen zum Abbild seines subjektiven Zustandes zu machen. Otto, ein "Palindrom", ist vielmehr ein phonologisches Anagramm, in dem die Namen aller anderen Hauptfiguren (Ottilie, Charlotte, der alte Name (Otto) von Eduard und von Hauptmann) offenbar enthalten sind. Otto ist nicht der Urheber seines Namens, sondern es ist immer ein Anderer, der ihm den Namen gegeben hat. Die Lehrjahre behandeln zwar das Thema des vernünftig-humanistischen Entwurfs gegen die zerstückelte, prosaisch gewordene Weltordnung der Moderne, es ist jedoch fraglich, ob man die von der Turmgesellschaft“vertretene Idee des Humanismus noch unmittelbar mit der Poetologie des Werkes gleichsetzen kann. Die Perspektive des Werkes verbleibt nicht nur innerhalb des modernen Humanismus. Gegenüber der Moderne verhält sich der Erzähler folgerichtig ironisch oder dekonstruktivistisch, indem er das humanistische Ideal nicht verteidigt, sondern vielmehr zeigt, wie der Diskurs um den Humanismus und die Erscheinung der von dem Mechanismus des Verstandes regulierten modernen Welt für einen Moment untrennbar verschlungen sind, wie diese Synthese von Humanismus und Vernunft eine Geschichte der neuen Metaphysik im Namen der aufgeklärten’Moderne hervorbringt, wodurch aber andere Diskurse für unvernünftig’und damit unmenschlich’gehalten und ausgeschlossen werden. Die Lehrjahre lassen uns die Stimmen dieses Anderen hören, die in der Übergangsphase zur Moderne totgeschwiegen wurden. Mignon repräsentiert eine nomadische Gestalt, die in den Lehrjahren fast ganz in Grenzbereiche verbannt zu werden scheint. Wo sie sich vorwiegend verkörperte, mußte sie jenem heiteren Vernunftreiche“zum Opfer fallen.Ist z.B. beim Tode Mariannes, Mignons und des Harfners die Wiederkehr des bis dahin Verschwiegenen wieder zu vernehmen, dann ist dies nur deshalb der Fall, weil Goethe mit seiner sich unaufhörlich transzendierenden Perspektive unser Zeitalter zu überblicken versucht, und weil die Lehrjahre eine dem großen Roman immanente Sicht der Dekonstruktion zeigen, die alles Absolute rücksichtslos relativieren will.


Ziel meiner Studie ist, Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre und Wahlverwandtschaften aus poststukturalistischer Sicht zu erschliessen. Mit der Entscheidung für diesen methodischen Weg greife ich auf den differenztheoretischen Zugang zurück, wie ihn J. Derrida und Foucault entwickelt haben. In meiner Arbeit soll zunächst demonstriert werden, dass die Namensgebung in den Wahlverwandtschaften sich als eine Form der Machtausübung erweist. Ein Name garantiert zwar einerseits Identität, doch seine Wiederholbarkeit setzt die Person andererseits auch der potentiellen Inflation und dem Widerruf ihrer Identität aus. Die Wiederholbarkeit ist gleichzeitig die Bedingung der Möglichkeit und der Unmöglichkeit der Identität. Es gibt keine Identität ohne Wiederholung, aber in dem Moment, wo es eine Wiederholung gibt, ist eine reine Identität unmöglich. An dieser Struktur lässt sich die Existenz einer Supplementlogik wahrnehmen, die dann klar hervortritt, wenn man sich - nach Derridascher These gegen die onto-teleologische Reinheit wehren will, die ein absolutes Signifikat verheißt. Schon die Tatsache, dass der Eigenname dem anderen (Hauptmann und seinem Sohn) beliebig übertragbar oder austauschbar kann, betont die Wiederholbarkeit und somit die Unreinheit des Eigennamens. Aus dieser Vermischung der Funktion von Identifikation/Aneigung einerseits und Repression/Enteignung andererseits erwächst eine unstimmige Einstellung zur Namensgebung. Dieser Doppelkode des Namens, der zwischen einer Nichtidentität als Signifikant und einer Identität als seinem Signifikat ständig wechselt, wird in den Wahlverwandtschaften in den Vordergrund gerückt. Wenngleich Eduard selbst in seiner Schulzeit wegen mancher Irrungen“mit dem gleichnamigen Hauptmann seinen Namen getauscht hat, gibt er seinem Kind aus dem Grund einen Namen, weil er sich selbst im Namen des Anderen widergespiegelt sehen will und so versucht, den Anderen zum Abbild seines subjektiven Zustandes zu machen. Otto, ein "Palindrom", ist vielmehr ein phonologisches Anagramm, in dem die Namen aller anderen Hauptfiguren (Ottilie, Charlotte, der alte Name (Otto) von Eduard und von Hauptmann) offenbar enthalten sind. Otto ist nicht der Urheber seines Namens, sondern es ist immer ein Anderer, der ihm den Namen gegeben hat. Die Lehrjahre behandeln zwar das Thema des vernünftig-humanistischen Entwurfs gegen die zerstückelte, prosaisch gewordene Weltordnung der Moderne, es ist jedoch fraglich, ob man die von der Turmgesellschaft“vertretene Idee des Humanismus noch unmittelbar mit der Poetologie des Werkes gleichsetzen kann. Die Perspektive des Werkes verbleibt nicht nur innerhalb des modernen Humanismus. Gegenüber der Moderne verhält sich der Erzähler folgerichtig ironisch oder dekonstruktivistisch, indem er das humanistische Ideal nicht verteidigt, sondern vielmehr zeigt, wie der Diskurs um den Humanismus und die Erscheinung der von dem Mechanismus des Verstandes regulierten modernen Welt für einen Moment untrennbar verschlungen sind, wie diese Synthese von Humanismus und Vernunft eine Geschichte der neuen Metaphysik im Namen der aufgeklärten’Moderne hervorbringt, wodurch aber andere Diskurse für unvernünftig’und damit unmenschlich’gehalten und ausgeschlossen werden. Die Lehrjahre lassen uns die Stimmen dieses Anderen hören, die in der Übergangsphase zur Moderne totgeschwiegen wurden. Mignon repräsentiert eine nomadische Gestalt, die in den Lehrjahren fast ganz in Grenzbereiche verbannt zu werden scheint. Wo sie sich vorwiegend verkörperte, mußte sie jenem heiteren Vernunftreiche“zum Opfer fallen.Ist z.B. beim Tode Mariannes, Mignons und des Harfners die Wiederkehr des bis dahin Verschwiegenen wieder zu vernehmen, dann ist dies nur deshalb der Fall, weil Goethe mit seiner sich unaufhörlich transzendierenden Perspektive unser Zeitalter zu überblicken versucht, und weil die Lehrjahre eine dem großen Roman immanente Sicht der Dekonstruktion zeigen, die alles Absolute rücksichtslos relativieren will.