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Wolfgang Staudtes Die Mörder sind unter uns(1946) gehört zu den wichtigsten Trümmerfilmen, die zwischen 1946-50 in der Besatzungszone der Siegermächte gedreht wurden. Der Film beschäftigt sich mit dem Problem des Lebens im zerstörten Nachkriegsdeutschland und der Vergangenheitsbewältigung. Es ist die Lebensgeschichte von Dr. Mertens, der aus dem Krieg psychisch gebrochen zurückkehrt und sich in der halbzerbombten Wohnung von Susanne einnistet. Susanne, die selbst aus dem Konzentrationslager heimgekehrt ist, hilft ihm aus der Depression. Mertens war 1942 in Polen Zeuge einer Erschießung von ungefähr hundert unschuldigen Geiseln, und es quält ihn, diesen Mord nicht verhindert zu haben. Der für den Erschießungsbefehl verantwortliche Hauptmann Brückner, den Mertens totgeglaubt hat, ist mittlerweile erfolgreicher Fabrikbesitzer geworden. Mertens plant diesen Massenmord an ihm zu rächen, aber Susanne hält in letzter Minute Mertens von seinem Tötungsvorhaben ab. Sie überredet ihn, Brückner vor ein ordentliches Gericht zu bringen. Anders als in dem Film tötet Mertens im Original-Drehbuch seinen ehemaligen Vorgesetzten. Diese Änderung wurde vorgenommen auf Wunsch der russischen Behörden, die den Film als Erziehungsmittel verstanden wissen und die persönliche Rache nicht als Lösung präsentieren wollten. Die vier Siegermächte betrachteten den Film als Mittel zur Entnazifizierung und zur Umerziehung, als einen Teil der “democratic-Reeducation” Politik. Der Film hat damit den Zweck, als Propagandamaterial zur Erziehung der Deutschen zu dienen. Darunter leidet der künstlerische Anspruch des Films. Wegen des mangelnden Realitätsbezugs wird Die Mörder sind unter uns kritisiert. Die Ruinen, die Mertens und Susanne in der Nacht durchwandern, sehen wie ein Schloss in Märchenland aus. Die nackte Wirklichkeit wird romantisiert, das harte Leben ein Melodrama mit glücklichem Ende. Die Hoffung, von der Optiker Mondschein kündet, ist ohne Garantie, weil er selbst bei dem Sterndeuter Trost sucht. Realitätsfern ist auch Susanne, die als rettender Engel (Moeller 119) den lebensunfähigen Mertens wieder zum Leben führt. Sie ist die Verwirklichung des ewig Weiblichen, das idealisierte Frauenbild der Männer. Ein anderer Vorwurf ist, dass auch Mertens nicht unschuldig an dem Massenmord ist, weil er als Soldat der Wehrmacht in Verbrechen verstrickt ist. Wolfdietrich Schnurre behauptet, Brückner tat, was alle (Deutschen) taten. Brückner sei einer von vielen Mitläufern. Gemeint ist hiermit die fehlende Einsicht in die eigene Schuld an den NS-Verbrechen und das unkritische Aufbaupathos. Unter der Zensur der Besatzungsmächte sind die wichtigsten Aufgaben des Trümmerfilms die Umerziehung der Deutschen und der industrielle Wiederaufbau Deutschlands. Staudtes Die Mörder sind unter uns war nicht frei von diesen historischen Aufgaben und darin liegen die Grenzen dieses Films.