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Wer Goethes Wahlverwandtschaften literaturwissenschaftlich interpretieren will, gerät leicht in Verwirrung, da es schwer ist, die Komplexität des Begriffs Wahlverwandtschaft und die Erzählkonstruktion mit den verschiedenen Bilderebenen präzise zu erklären. Die Wahlverwandtschaft wurde in den menschlichen und natürlichen Verhältnissen analog angewendet. Der Begriff der Wahlverwandtschaft wird aber in dieser Arbeit nicht als eine Substanz, die in Natur und Sittlichkeit gemeinsam wirkt, gebraucht, sondern als eine Funktion(ein Analogon), die die Naturgegenstände und die sittliche Ordnung verändert. Wenn man den Begriff als Substanz betrachten will, wird die Wahlverwandtschaft ein Subjekt, das die Charaktere in eine zerstörerische Konstellation treibt und infolgedessen in gleicher Weise in der Gesellschaft und in den Beziehungen der Charaktere. Man muss aber aus dem in dem Werk benutzten Begriff der Wahlverwandtschaft die Beschaffenheit der Veränderung der Verhältnisse( wie die Beziehungen von A, B und C, D) herausnehmen. In der Veränderung der Verhältnisse, die in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts keine Beständigkeit haben können, hatte Goethe eine Notwendigkeit erkannt, die man gleichfalls in der chemischen Wahlverwandtschaft sehen kann. Es geht in dieser Arbeit darum, die Haltung der Hauptgestalten zu einer Veränderung der Verhältnisse in den gesellschaftlichen, sittlichen Beziehungen zu interpretieren. Die Wahlverwandtschaft wird also als ein wesentliches Element der Veränderung betrachtet, die der Leser wahrnehmen muss, und nicht als ein Substanz. Wenn man die Wahlverwandtschaft in der Naturlehre und in einem sittlichen Falle im Sinne von Goethe kreuzweise im Analogon denken kann, scheint mir in beiden Bereichen eine gemeinsame Veränderung der Verhältnisse vorzuliegen. In diesem Fall kann man unter der Veränderung eine stufenweise Umgestaltung verstehen. Die zeitliche Veränderung(hier also als die Veränderung der Verhältnisse), die in dem Werk durch ein Vorherrschen des Gegenwärtigen repräsentiert sind, hat für die Gestalten schicksalhaft, verhängnisvoll und naturnotwendig gewirkt. Und sie entwickelt sich ruhig und stufenweise, erscheint jedoch subjektlos. Goethe wollte doch keine revolutionäre Veränderung in den sozialen Verhältnissen. Aber Goethe fordert die Gestalten(Eduard, Charlotte, Hauptmann, Ottilie) zur Veränderung erst in dem sittlichen Gesetze. Ottilie will aber das sittliche Gesetz, das im Werk in der Ehe verkörpert ist, nicht aufgeben. Sie akzeptiert die neue Gesellschaftsordnung nicht. Man könnte aber in Ottilie den Triumpf der Vernunft sehen, weil sie eine Veränderung der Verhältnisse abgelehnt. Diese Haltung bedeutet jedoch ein Verstoß gegen das Naturgesetz(wie in der Wahlverwandtschaft). Denn eine unveränderliche Beständigkeit in der Natur und in der Gesellschaft kann es nicht geben. Sie hat schließlich die Bedeutung des Seins im Tod(als Heilige) enthüllt. Eduard will aber in seiner Liebe zu Ottilie rasch über die Grenze hinaus springen. In seinem Charakter gibt es keine Veränderung. Er hätte gern sofort vom Samen eine Blume. Er verstößt gegen das Naturgesetz, das in einer noch folgenden Ordnung liegen muss. Seine Wirklichkeit ist nicht wirklich, weil er die gegenwärtigen Verhältnisse nicht anerkannt.