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In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, aufgrund des ‘Zwei-Ebenen-Valenzmodells’ die Valenz deutscher Interaktionsverben, die bisher in der Valenzforschung wenig zufriedenstellend dargestellt worden ist, systematisch zu beschreiben. Unter Interaktionsverben versteht man die Verben wie heiraten, küssen, sich vereinigen, die die reziproke Beziehung von mindestens zwei Partnern ausdrücken und durch die absichtliche gemeinsame Interaktion der Partner ein Ereignis oder eine Zustandsveränderung verursachen. Die Bestimmung der Valenz von Interaktionsverben war ein Problemfall in der bisherigen Valenzforschung, weil die Interaktionsverben mit einem oberflächlichen Blick eine variable Valenzstelle zeigen. Betrachten wir die folgenden Beispielsätze. (1) Die junge Gruppe vereinigte sich mit der alten Gruppe. (2) Die alte Gruppe vereinigte sich mit der jungen Gruppe. (3) Die beiden Gruppen vereinigten sich. (4) *Die junge Gruppe vereinigte sich. (5) *Die alte Gruppe vereinigte sich. Wie die Beispiele (1) und (2) zeigen, scheint das Interaktionsverb sich vereinigen zweiwertig zu sein; das Interaktionsverb verlangt zwei valenzgebundene Glieder (das Subjekt, das präpositionale Objekt). Das Verb in (3) scheint jedoch einwertig zu sein, wenn das Subjekt im Plural steht. Und wenn das Subjekt wie (4) und (5) im Singular steht, werden die Sätze mit einem valenzgebundene Glied wiederum ungrammatisch. Somit ist der einwertige Gebrauch des Verbs ausgeschlossen. Dabei kann man sich in bezug auf die Valenz des Verbs fragen, ob das Verb einwertig oder zweiwertig ist. Man konnte dieses Problem bisher in der Valenzforschung nicht zufriedenstellend erkären. In der vorliegenden Arbeit wurde gezeigt, dass der Grund für die ungenügende Erklärung der Valenz der Interaktionsverben auf die falsche Auffassung des bisherigen Valenzmodells zurückzuführen ist. Bisher geht man in der Valenzforschung von einer Isomorphie zwischen der Valenzebene und der tatsächlichen Realisierungsebene der sprachlichen Elemente aus. Man hat also versucht, direkt aus der Realisierungsebene die Valenz des Valenzträgers zu bestimmen. Dagegen nimmt man in der vorliegenden Arbeit ein ‘Zwei-Ebenen-Valenzmodell’ an, das zwischen der Valenzebene als potenzielle Fähigkeit und der Realisierungsebene für die tatsächliche Realisierung der sprachlichen Elemente unterscheidet. Nach dem Zwei-Ebenen-Valenzmodell ist das Verhältnis zwischen der Valenzebene und der Realisierungsebene nicht unvermittelt. Verschiedene Prozesse können mit der Valenzpotenz für die tatsächliche Realisierung der sprachlichen Elemente interagieren. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, deutlich zu machen, dass die bestimmten semantischen Bedingungen mit der Valenzpotenz für die Valenzrealisierung interagieren. Erst wenn man das Wesen und den Funktionsmechanismus dieser semantischen Bedingungen erklären kann, kann man eine systematische Erklärung der Valenz der Interaktionsverben, die in der bisherigen Valenzforschung ein Problemfall war, anbieten. Die in der Arbeit dargestellten semantischen Realisierungsbedingungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:1. Das valenzgebundene Glied der Interaktionsverben, das die meisten Proto-Agens-Eigenschaften besitzt, wird als Subjekt realisiert. 2. Das valenzgebundene Glied der Interaktionsverben, das die meisten Proto-Patiens-Eigenschaften hat, wird dagegen als Objekt realisiert. 3. Und wenn die valenzgebundenen Glieder der Interaktionsverben die gleiche Anzahl der Proto-Agens-Eigenschaften besitzen, kann ein valenzgebundenes Glied von den valenzgebundenen Gliedern entweder als Objekt oder als ein Teil des pluralischen Subjekts realisiert werden. Anhand des Zwei-Ebenen-Valenzmodells und der oben genannten semantischen Realisierungsbedingungen können in der vorliegenden Arbeit die Valenz, der Realisierungsprozess und die verschiedenen tatsächlichen Realisierungsmöglich-keiten der Interaktionsverben systematisch beschrieben werden.