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Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, die Problematik der Verdinglichung in Fr. Hebbels dramatischem Debütstück 『Judith』 zu verdeutlichen. Dabei soll die Frage beantwortet werden, inwiefern das Denken und das Handeln der dramatischen Personen, insbesondere der beiden Hauptfiguren, Holofernes und Judtih, vom Prinzip der Verdinglichung geprägt ist. Diese Problematik, die auch in Hebbels anderen Tragödien eine besondere Rolle spielt, beschreibt die Neigung, den Menschen als bloßes Mittel zu einem bestimmten Zweck, statt als Zweck für sich selbst, als Sache, statt als eigentliche Person, anzusehen und zu behandeln. Für Holofernes werden alle anderen Menschen durch sein Denken und Handeln Mittel eines differenzierten Zwecks, wie es sein Umgang mit ihnen belegt. Dies bedeutet nicht nur, dass die Verdinglichung durch ihn allein aus einem willkürlichen Trieb entsteht, sondern auch, dass die Verdinglichung auf seine geheimnisvolle “Kunst” des Umgangs mit Menschen zurückzuführen ist. Zugleich geht es bei einem solchen Vorgehen auch immer darum, sich ungreifbar und unzugänglich gegenüber den anderen Menschen zu machen, d. h. andere zu verdinglichen, um nicht selber verdinglicht zu werden. Die sadistisch-narzißtische wie strategische Vernichtungsmethode von Holofernes ist nicht nur eine bloße Herabwürdigung des “Weibes". Dieses ‘Programm’ zielt auch auf eine Verdinglichung der Seele der Frau, und zwar durch ihre körperliche weibliche Sexualität. Holofernes, der vor männlicher Überheblichkeit nur so strotzt, glaubt nicht daran, dass Judith, seine Gegenspielerin, als “Weib” in der Lage ist, seiner sinnlichen Falle zu entgehen. Sein Verdinlichungsplan konkretisiert sich schießlich in seiner rohen Gewalt, die Judiths Seele ersticken lässt, auch wenn sie wider Willen an der sinnlichen Unterwerfung teilnehmen muss. Judith, die sich nur unter dem Banne der “göttlichen Lenkung” und des patriotischen Auftrages als reines Werkzeug einsetzen will, setzt bewusst auf Selbstverdinglichung. Dabei meint sie, ihren Körper und ihr wahres Ich im Umgang mit Holofernes voneinander trennen zu können. Doch diese bewusste Trennung von Seele und Leib, d. h. die Instrumentalisierung von ihrer Schönheit, erweist sich später als Illusion, als die bewusste Verdinglichung ihres Leibes einerseits in ihr unerwartete Lust erweckt und sich andererseits auf die Verdinglichung ihres ganzen Selbst auswirkt. Und schließlich tritt nicht das religiöse Motiv, sondern ein ganz anderes, persönliches Motiv ins Zentrum ihres Bewusstseins. Nun geht es um ihre eigene Verdinglichung im zwischenmenschlichen Verhältnis, und zwar als doppelte Entwürdigung, d. h. sowohl um die Verletzung ihres Selbstgefühls als Frau als auch um die Verletzung ihres Personenrechts. Somit steht sie vor dem enthaupteten Holofernes selbst als eine ‘Verdinglichende’, die gegen den ‘Verdinglichten’ demonstriert. Es geht in der Tragödie 『Judith』 nicht nur um die Herabwürdigung des “Weibes” zum “Ding” und der daraus resultierende Schändung des Menschen im Verhätnis der Geschlechter, sondern auch um ihre aktive, radikale Reaktion auf die an ihr vollzogene Verdinglichung. Hebbel sieht wohl seine Aufgabe in 『Judith』 darin, das Interesse für die Verdinglichungsproblematik zu wecken. Dies geschieht dadurch, dass er die schwer lösbaren Spannungen dieses Problems tatsächlich nicht auflöst und so den Leser-Zuschauer bis zum Schluss in Atem hält und ihn dadurch zum Nachdenken veranlasst.